170 km lang fließt der Tagliamento durch Norditalien von seiner 1200 m hoch gelegenen Quelle am Mauriapass im Friaul bis zu seiner Mündung in die Adria zwischen Bibione und Lignano. Besonders an seinem Unterlauf fließt der Fluß durch breite Täler, in denen er sich je nach Wasserführung ständig neue Flußbette sucht. Seine kristallklaren, blaßblauen Wasser verlieren sich dort zwischen breiten Schotterbänken. Diese wechselnden Insel im Fluß bilden gemeinsam mit den den Fluß flankierenden Auwäldern ein riesiges, von der Zivilisation weitgehend noch unberührtes Ökosystem und das im wirtschaftlich intensiv genutzten Norditalien. Im seinem mittleren Abschnitt beherbergt dieser letzte große Wildfluss Mitteleuropas eine einzigartige Zahl an Tier- und Pflanzenarten. Allein mit seinen 32 Fischarten beherbergt der Fluß Arten in einer doppelt so hohen Anzahl, wie in vergleichbaren Flüssen Europas. Auf diese Weise blieb im und mit dem Tagliamento eine Landschaft erhalten, an der und in der sich Umweltfragen studieren lassen wie heute sonst nirgendwo in unseren Gegenden.
Zugvögel
Das Wunder des Vogelzuges ist eine der großen bewunderungswürdigen Erscheinungen dieser Welt. Die Zugrouten der Vögel haben sich über viele tausende von Jahren hinweg entwickelt. In den Gefilden Europas brüten die meisten Vögel in Mittel- und Nordeuropa, auch der Arktis, um sich dann nach Ende des Sommers in wärmere Gegenden – zumeist nach Afrika – aufzumachen, ständig auf der Suche nach Rastplätzen und Nahrung. Die Vögel orientieren sich dabei an der Sonne und an den Sternen, besonders am Polarstern, verfügen jedoch auch über eigene Navigationssysteme in ihren Körpern. Die Funktionalität dieses inneren Kompaß der Vögel ist noch weitgehend unerforscht. Offenkundig folgen sie bei ihren Flügen den die ganze Welt umspannenden Magnetfeldlinien und können sich auf diese Weise auch bei Schlechtwetterlagen zurechtfinden.
Allein zwischen Europa und Afrika sind dabei jährlich 5 Milliarden Vögel unterwegs. Je nach Schicksal kommt dabei jährlich mehr als die Hälfte dieser Vögel ums Leben. Beanspruchen sie während der Flüge ihren Körper zu stark, fallen sie tot vom Himmel. Drei Viertel der Vögel reisen dabei in den Nächten. Dies vor allem aus Gründen ihrer eigenen Sicherheit. Werden einzelne Vögel während des Fluges von Raubvögeln angegriffen, schließt sich der Schwarm ganz eng zusammen und hindert so die in den Schwarm eingedrungenen Raubvögel am Ausbreiten ihrer Flügel. Die von den Vögeln zurückgelegten Flugstrecken erstrecken sich über gewaltige Distanzen von vielen tausenden Kilometern. Bei einer Pfuhlschnepfe wurde 2007 der Beweis erbracht, daß sie bei einem ihrer Züge die Distanz von 11.500 km zurückgelegt hat. Die meisten dieser Vögel bewältigen ein Streckenpensum von um die 300 km pro Tag. Die Mehrzahl dieser Vogelzüge erfolgt in Höhen von um die 1.000 m, es gibt aber auch weit höher dahinfliegende Schwärme etwa bei Überquerung von Gebirgen. Um Kraft und Energie zu sparen, fliegen die Vögel zumeist im Formationsflug. Die an der Spitze fliegenden Vögel wechseln sich dabei rasch ab. Richtungsmäßig richtet sich jeder Vogel an den 6 um ihn herum fliegenden anderen Vögeln aus. Gemeinsam findet so der Schwarm seine Richtung. Die Orientierung dieser Vögel ist derart präzise, daß sie nach einem halben Jahr fast immer zu exakt jenen Plätzen auf der Erde zurückkehren, von denen sie am Beginn ihres Fluges weggeflogen waren.
Das ist ein schönes Video von TerraX über Zugvögel: https://www.youtube.com/watch?v=a_HMqQw3KnE