Sie stehen bei uns auf einer Kommode – archaisch, nachdenklich, menschlich. Irgendwie gehören sie zur Familie. Obwohl sie kaum 10 cm groß sind. Sie sind immer da und gleichzeitig völlig unaufdringlich. Man kommuniziert mit ihnen ohne zu sprechen. Die Originale dieser alten Schachfiguren stammen aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Wikinger Kaufleute hatten das Schachspiel aus arabischen Gegenden nach Skandinavien gebracht. Dann machten sie sich daran, ihre eigenen Schachfiguren zu fertigen. Sie schnitzten sie aus Walrosszähnen. In der Gegend des heutigen Trondheim. Vor 800 Jahren. Könige, Königinnen, Bischöfe, Bauern. Sie sind alle unglaublich fein ziseliert. Ihre Gesichter tragen ausgeprägte Züge. Es sind jeweils individuelle Antlitze. Ihre Hände halten Zepter, Schriftrollen, Bibeln. Auf ihren Köpfen tragen sie Kronen, Bischofshüte. Ihre Gewänder weisen noble Faltenwürfe auf. Alle blicken sie leicht verzweifelt, aber nicht unfreundlich oder gar agressiv: Die Lewis-Schachfiguren, benannt nach der größten schottischen Hebrideninsel Isle of Lewis, die 1831 dort gefunden wurden. Nachdem sie dort über viele Jahrhunderte geruht hatten…………