Das Kleroterion – die Verlosungsmaschine Athens im Altertum

Im Alten Athen wurden öffentliche Ämter – insbesondere die der Richter – durch das Los bestimmt. Diese Richterkollegien bestanden jeweils aus einigen Geschworenen. Teilnahmeberechtigt in den Verfahren zur Bestimmung der Richter waren alle männlichen Bürger des Stadtstaates Athen über 30 Jahre. Von der Wahl ausgeschlossen waren alle Personen weiblichen Geschlechts und jene mit Sklavenstatus. Die Auswahl durch Losentscheid sollte vor allem bewirken, dass nicht wie bei einer Wahl wahrscheinlich besonders populäre Bürger oder solche mit großen rethorischem Geschick gewählt würden, sondern vielmehr in den Ämtern ein Querschnitt durch das Volk von Athen nach einem Zufallsprinzip entstand. Alle Teile des Volkes sollte in diesen Richterkollegien vertreten sein. Das Volk saß also quasi über sich selbst zu Gericht. Man wollte Richterämter auch nicht bloß in die Hände von dafür besonders ausgebildeten Personen legen, sondern sie vielmehr breit aus dem Volk rekrutieren. Bis zu 700 Richter jährlich wurden durch Losentscheid ausgesucht.

Diese Philosophie des Losentscheides zur Bestimmung der Richter auf breiter Basis direkt aus dem Volke heraus wurden von den damals bedeutendsten Gelehrten Athens – von Aristotles angefangen – entwickelt und von ihren Nachfolgern jeweils gutgeheißen.

Um den Losentscheid zu organisieren, wurde ein eigens für diesen Vorgang erdachtes und konstruiertes Gerät eingesetzt, eine Losmaschine: das Kleroterion. Dieses war ein etwa 1 Meter hoher Steinblock. in welchem waagrecht Namenstafeln von Athener Bürgern in Schlitze eingeschoben wurden. Senkrecht gab es ca. 20 solcher Schlitzreihen untereinander. Die Täfelchen mit den Namen jener Bürger, die sich für einen solchen Entscheid zur Verfügung stellten, wurden nach einem Zufallsverfahren in die Schlitze des Kleroterions eingeschoben. Sodann verwendete man weiße (= mit der Bedeutung: ausgesucht) und schwarze (= ausgeschieden) Kugeln, um mittels Losentscheid die jeweiligen Richter zu bestimmen. Bereits im 5- Jahrhundert v. Ch. wurden diese Verfahren eingesetzt.